Sonntag, 5. Oktober 2014

Om nom nom

Endlich! Der erste Eintrag rund um's Essen. Lang und gut bebildert. Gebt's doch zu, ihr habt alle darauf gewartet! ;-)

Das Besondere daran, eine Sprache nicht bzw. nur sehr bedingt zu verstehen, ist es, dass jeder Einkauf ein Abenteuer wird. Insbesondere wenn es darum geht, etwas essbares zu besorgen.
Weiterer Vorteil: Man lässt sich nicht von Buzzslogans wie z.B. »Die zarteste Versuchung seit es Schokolade gibt« oder »Das Leben, wie es sein sollte.« verführen. Geht halt auch gar nicht. Stattdessen darf man sich vollkommen der Gestaltung der Verpackung und der Präsentation des jeweiligen Genussmittels hingeben.

Das machen Japaner nämlich meist sehr gut (mal mehr mal weniger – hängt wohl vor allem davon ab, was man bereit ist auszugeben). Manche Sachen kann man schon anhand der Verpackung erkennen und/oder weil man sie bereits so oder so ähnlich aus Deutschland kennt. In diesem Fall ist die Kaufentscheidung dann nicht so sehr Abenteuerlust, sondern viel mehr weil man weiß was man kriegt und meistens dann noch noch etwas besonderes dabei ist.
Bei anderen Dingen ist das schon schwieriger. Nämlich dann, wenn das Aussehen und die Verpackung des Leckerbissens erst mal nicht so wirklich was über die Beschaffenheit des Inhalts erzählen möchten. Abenteuerlustige und risikofreudige Menschen, die keine Angst vor dem nächsten gustatorischen Fehltritt haben – so wie ich! – werfen die unbekannte Beute dann trotzdem in den Einkaufskorb. Zuhause wird besagtes Etwas dann ganz behutsam analysiert, umkreist, und letztendlich erlegt – mit mal mehr aber auch mal weniger schmackhaften Erlebnissen.
Hier nun einige Lebensmittel, die mir bis heute unter die Finger gekommen sind und ihre Geschichten.

Mini-Fische zum Knabbern
Ja okay, machen wir mal keinen Hehl daraus, dass ich in Deutschland Vegetarier bin. Ich hatte jedoch bereits angekündigt, mich in dem halben Jahr nicht davon abhalten zu lassen, alle lebensmitteltechnischen Besonderheiten auszuprobieren, sofern sie nicht zu pervers carnivoreus sind.
Das hier gezeigte Knabberzeug finde ich dabei allerdings schon arg grenzwertig. Jetzt mal abgesehen von dem restlichen Inhalt, bei dem es sich offensichtlich um ähnliche asiatische Reissnacks handelt, wie man diese bei uns erwerben kann, kaufte ich mir dieses kleine 50g Tütchen insbesondere wegen der Fische. Falls es so etwas bei uns gibt, habe ich es noch nie gesehen! Eigentlich hätte ich mal ein Foto von dem tatsächlichen Inhalt machen sollen, habe es jedoch versäumt bzw. schlichtweg nicht daran gedacht. Diese Fischchen sind ungefähr so lang wie die länglichen, mit Nori ummantelten Cracker, jedoch viel dünner. Die Fischen sind absolut trocken und zerbrechen ähnlich der restlichen Reiscracker. Geschmacklich sind sie weniger intensiv als die Nori-Stücke, dafür jedoch etwas mehr in Richtung Fisch. Irgendwie schon pervers, wenn man überlegt, dass da ein paar Dutzend tote Fische zwischen ein paar Reiscrackern liegen und die einfach so »nebenbei« verspeist werden. Da die Mischung dennoch ganz okay schmeckt, war der Versuch jetzt kein kompletter Fail. Aufgrund meiner Bedenken werde ich diese Fischchen jedoch nicht mehr kaufen.

Der gelbe Brocken
Hier ein Beispiel aus der Kategorie »Was ist das und was tut es?«.
Als ich im Kühlregal diesen gelben Block entdeckt habe, konnte ich mir darunter nicht so viel bzw. alles mögliche vorstellen. Also einfach mal kaufen, um herauszufinden, was es ist. Zuhause war nach dem Auspacken und Begutachten dann schnell klar, dass es sich um vier mundgerechte Stücke Rührei handelte. Jedoch waren diese in irgendeiner süßlichen Sauce eingelegt, denn es schmeckte eben leicht süßlich – gerade noch so okay, jedoch schon ziemlich ungewöhnlich. Kaufen werde ich es wohl nicht mehr.

Eine 0-Kalorien Speise
Dieses Produkt habe ich tatsächlich nur gekauft, weil darauf diese 0-Kalorien Anzeige stand. Nicht, weil ich hier unbedingt abnehmen möchte, sondern einfach weil ich noch nie ein essbares Lebensmittel fester Konsistenz gesehen habe, das mit 0 kcal auskäme. Also ich war sehr neugierig auf diese Errungenschaft kunterbunter japanischer Lebensmittelchemie. Neben den graphischen Abbildungen verraten auch die Katakana-Schriftzeichen etwas über den zu erwartenden Inhalt.
マスカット (masukatto) heißt Muskat. In Kombination mit der Abbildung wird klar, dass es geschmacklich wohl um Trauben geht, die auch für Muskatweine genutzt werden.  ナタデココ (natadekoko) ist die japanische Übersetzung von Nata de Coco. Und こんにゃくボール (kon'nyaku bōru) hatte ich mit »Konnyaku«-Bällen übersetzen. Da ich nicht wusste, was Konnyaku ist, musste ich das zuhause googeln. Scheinbar bezeichnet man dies bei uns als »Teufelszunge«. Insgesamt ist das alles also doch etwas weniger chemisch, als man zunächst annimmt. Der Inhalt ist nun witzlos einfach eine Art Wackelpudding. In diesem Wackelpudding mit Traubengeschmack sind aus oben genannten Zutaten Nata de Coco und Teufelszunge runde Bällchen und quadratische Würfelchen enthalten, die etwas ungewöhnliche Bissfestigkeit in den Wackelpudding geben. Interessant und geschmacklich gar nicht mal so schlecht, fast schon lecker. Dass das ganze 0 Kalorien hat und trotzdem ziemlich süß schmeckt, wirft wohl die gleiche Problematik auf, wie man sie bei anderen Light-Produkten vorfindet.

Sushi Bentō
Über Sushi Bentō hatte ich im Vorfeld schon ziemlich viel gehört. Sushi Bentō bezeichnet dabei einfach ein in Bentō-Boxen verpacktes Sushi mit mehreren Arten Gemüse, Fisch, Fleisch und natürlich Reis. Da ich nicht genau erkennen konnte, welches lediglich mit Fisch und welches mit Fisch und Fleisch gemacht wurde, habe ich einfach blind ins Regal gegriffen und mich überraschen lassen. Erwischt habe ich diese superleckere Zusammenstellung. Der Schmaus kostet in dieser Form gerade mal etwas um die 4 Euro.
Links gibt es japanischen Reis mit … Pilzen? Oben in der Mitte befindet sich ein Stück Rührei mit Kräutern. Das Bällchen rechts daneben konnte ich nicht genau definieren. Es war etwas wabbelig und schmeckte nach Fisch. Rechts oben gab es Karottenstückchen mit schwarzem Etwas – wohl Gemüse, das ich noch nicht identifizieren konnte. Unten rechts war ein Stück Geflügel und das weiße Ding ganz unten wieder so ein fischiges Bällchen. links daneben gab's eine kleine Peperoni und eine halbe Süßkartoffel.  In der unteren Mitte befand sich zu guter Letzt ein Stück Lachs und noch eine Art Fleisch, wobei ich aber nicht genau erkennen konnte, um welche Art es sich handelte.
Die ganze Box war insgesamt suuuper lecker und sehr vielfältig. Sowas gibt es in Deutschland in dieser Form einfach nicht.

Kleine Zusatzinfo zu japanischem Service
Wenn man diese Dinge kauft, legt der jeweilige an der Kasse arbeitende Mitarbeiter bzw. die Mitarbeiterin für jedes Essen, das Stäbchen bedarf automatisch einen Satz Einwegstäbchen zum Einkauf dazu. Ebenso verhält es sich mit kleinen Plastiklöffelchen, wenn man Joghurts oder andere zu löffelnde Süßspeisen im Einkauf hat (wie z.B. der 0-Kalorien Pudding). Erwirbt man eine der oben gezeigten Bento-Boxen, wird man gefragt, ob man es gleich essen möchte und wenn man es bejaht wird die Box noch im Laden in einer Mikrowelle für den Kunden innerhalb von ca. 20 Sekunden aufgewärmt. Das nenne ich mal Kundenservice!

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