Montag, 5. Januar 2015

Christmas-Trip #02: Fushimi Inari

Zum Fushimi Inari Schrein in Kyōto gibt es sicherlich eine ganze Menge zu sagen. Aber vieles davon, kann man auch einfach inklusive Vertiefungsmöglichkeit auf Wikipedia nachlesen. Deshalb werde ich für die Faktenlage einfach hier den Wikipedia-Artikel verlinken: Fushimi Inari Schrein in Kyōto. Meinerseits möchte ich hier deshalb über meinen subjektiven Eindruck und meine Erfahrungen dort berichten.
Wir sind am 24.12., also an Weihnachten zu dieser Lokation gefahren. Allerdings war das Datum für Japan eben nichts besonderes, weshalb dort einfach nur das übliche Treiben herrschte. Von unserem Hostel aus waren es nur ein paar Gehminuten und mehrere Bahnstationen, um zu dem Areal zu gelangen. Da ich mich überraschen lassen wollte, hatte ich mich im Vornherein nicht über die Anlage informiert. Was einerseits gut war, da ich so alles einfach auf mich wirken lassen konnte, ich jedoch im Nachhinein auch etwas bedauere, da ich – vielleicht – manche Dinge verstanden hätte, die meiner Erkenntnis während des Aufenthalts verschlossen blieben. Vom Bahnhof in der Nähe der Anlage geht man wenige Minuten durch einen älteren Teil der Stadt, vorbei an einigen Konbinis und vielen kleinen Lädchen, die Souvenirs und örtliche Speisen verkaufen. Ehe man sich versieht, befindet man sich nach der Passage des ersten großen Torīs dann auch schon auf dem eigentlichen Gelände des Schreins.
Die gesamte Schreinanlage ist (meiner bisherigen Erfahrungen nach) außergewöhnlich. Nicht wegen der Gebäude, die dort zu finden sind – diese sind bei jeder Schreinanlage recht ähnlich gehalten, was Aussehen aber auch Funktion angeht.
An diesem Schrein ist jedoch ein Weg angegliedert, der von unzähligen Torī gesäumt ist. Ziemlich eindrucksvoll. Sobald man ein paar hundert Meter auf diesem Pfad wandert, fühlt man sich in einer anderen Welt. Man mag kaum glauben, dass sich diese Anlage mitten in Kyōto befindet und man von der Stadt über die eigentliche Schreinanlage einfach so zu diesem Pfad gelangt. Das ganze ist wie eine Art Übergang von weltlicher in spiritueller Welt angelegt und fühlt sich auch so an, wenn man dort ist. Normalerweise würde man in Deutschland wohl eine solche Anlage irgendwo abgeschieden bauen, man müsste mit Verkehrsmitteln anreisen und wäre dann nur deshalb dort. Aber hier war es irgendwie „einfach so da“, mitten in Kyōto, und ehe man sich versieht, wandelt man auf dem Pfad durch den Wald entlang zu dem Gipfel des kleinen Berges Inari-san. Unterwegs kommt man immer mal wieder an kleinen Gebäuden vorbei, die Getränke – meist Tee – und kleine regionale Speisen anbieten (natürlich dürfen auch die typischen Getränkeautomaten nicht fehlen). Außerdem gibt es große Friedhofs- und Schreinanlagen, die man während des gesamten Wegs passiert. Diese sind jedoch keinesfalls gruselig oder unnahbar spirituell, sondern man ist eher gehalten, diese zu begehen, zum Gebet zu verharren, sich an den vielen kleinen Details zu erfreuen, die überall zu entdecken sind. Auch spezielle Stellen für diverse Opfergaben sind vorhanden. 
Für den gesamten, etwa 8 km langen Weg, vom Beginn des Torī-Pfads hin zum Gipfel Inari-san und wieder zurück (es handelt sich um einen Rundweg, man muss beim Abstieg also nicht den selben Weg noch einmal gehen), benötigt man wohl um die zwei Stunden. Ich hielt mich insgesamt etwa 4 Stunden dort auf, inklusive Fotografie und mehrere Abstecher, um die einzelnen Plätze genauer zu erkunden. Trotzdem habe ich das Gefühl, nicht alles gesehen zu haben. Es waren dort übrigens sehr sehr viele Touristen, deren Aufkommen jedoch mit zurückgelegter Distanz stetig abnahm. Es gibt unterwegs viele Abzweigungen, die wieder zurück zum Ausgangsort führen, und ich hatte das Gefühl, dass nach jeder Abzweigung die Touristen-Masse halbiert war – später in der Nähe des Gipfels war ich teilweise alleine unterwegs und erst am Gipfel traf ich wieder auf (betende und deshalb verharrende) Menschen. 
Bemerkenswert waren auch die unzähligen Steinfiguren, hauptsächlich Füchse, die vor allem auf den Friedhöfen und spirituellen Plätzen zu finden waren. Der Fuchs ist der Bote des Kamis (japanische Gottheiten) Inari – bitte einmal mehr zur Vertiefung der Thematik den Wikipedia-Artikel konsultieren – dem eben dieser Schrein gewidmet ist. Zur Ehrerbietung werden den Figuren oft mit roten Lätzen geschmückt.
Wenn ihr mal irgendwann selbst in Kyōto seid, schaut euch unbedingt diesen Schreinkomplex an – es ist ein ganz besonderes Gefühl, diesen Pfad zum Gipfel zu gehen und das alles auf sich wirken zu lassen.

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